24.10.2024 / Lesezeit: 3 Minuten
Die Flächen auf dem Abschnitt der SEL im Landkreis Heilbronn sind fast vollständig rekultiviert
„Der Abschnitt der SEL im Landkreis Heilbronn ist fast vollständig rekultiviert“, freut sich Michael Kadler, Leiter der Bodenkundlichen Baubegleitung für die SEL. Er und sein Team kümmern sich darum, dass die betroffenen Flächen nach der Verlegung der Leitungsrohre wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden.
Der Bau der SEL wird in Abschnitten umgesetzt. Im ersten, rund 24 Kilometer langen Bauabschnitt, der von Heilbronn über Nordheim und Kirchheim am Neckar bis nach Löchgau führt, sind die Bauarbeiten bereits fast abgeschlossen. Das Rekultivierungs-Team folgt der Wanderbaustelle in Richtung Süden: „Wir haben auf der Höhe von Heilbronn mit der Wiederherstellung der Böden begonnen und arbeiten uns jetzt entlang der Trasse in den Landkreis Ludwigsburg vor“, sagt Michael Kadler. „Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten im Landkreis Heilbronn beendet sein.“
„Die Rekultivierungsarbeiten beginnen im Grunde schon vor dem Bau“, erklärt Kadler. „Der wertvolle Mutterboden wird getrennt von den anderen Bodenschichten gelagert und mit einer speziellen Bepflanzung vor Regen und Nässe geschützt.“ Wenn die Leitung im Boden liegt und der Rohrgraben wieder verfüllt ist, erfolgt zunächst eine Tiefenlockerung. Danach wird der gelagerte Mutterboden von zwei Baggern wieder gleichmäßig im Arbeitsstreifen verteilt. Eine besonders bodenschonende Moorraupe ebnet anschließend den Mutterboden ein, wodurch eine ebene Fläche – das sogenannte Feinplanum – hergestellt wird. „Andere Raupenfahrzeuge sind zu schwer, sie würden mit ihrem Gewicht den Boden wieder verdichten“, weiß Kadler. Die oberste Schicht wird anschließend mit einem Feingrubber erneut gelockert, bevor die Flächen wieder an die Bewirtschafter:innen übergeben werden.
„Wir empfehlen auf allen Flächen grundsätzlich eine Zwischenbewirtschaftung“, so Kadler. „Das sorgt zusätzlich für eine biologische Lockerung. Der Ernteausfall in dieser Zeit wird natürlich entschädigt.“
An Hanglagen, wie beispielsweise hier in Bönnigheim, sorgen Kokosmatten dafür, dass die Erde auch bei starkem Regen nicht abrutscht. Sie stabilisieren den Hang, bis das Wurzelwerk der Nachbepflanzung stark genug ist. Die Matten werden mit Holznägeln befestigt und anschließend mit einer Spritzbegrünung bepflanzt: „Das ist eine Mischung aus Samen und einem natürlichen Haftmittel wie etwa Maisstärke“, erklärt Michael Kadler. „In den folgenden Wochen beobachten wir genau, wie sich die Folgebepflanzung entwickelt: Wächst alles gut? Hat sich der Boden gut entwickelt? Erst wenn wir sicher sein können, dass Boden, Natur und Landschaft wieder in ihrem ursprünglichen Zustand sind, ist unsere Arbeit wirklich abgeschlossen.“
Das betrifft auch das Landschaftsbild; zur Rekultivierung gehört ebenfalls die sogenannte „Profilierung des Geländes“: Hügel oder Gefälle werden wiederhergestellt, ebenso Drainagen und Trockenmauern, wie sie etwa in den Weinbergen rund um Nordheim oder an den Steilhängen in der Region Löchgau zu finden sind. „Vor dem Bau befliegt eine Drohne das Gelände und erfasst alle Strukturen mit einem Laserscanner“, so Kadler. „So können wir ein 3D-Modell erstellen, das den ursprünglichen Zustand des Geländes abbildet.“
Wenn nicht vermeidbare Eingriffe in Natur und Landschaft dennoch bleibende Folgen haben werden Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen umgesetzt. „Das sind beispielweise Ausgleichsflächen für betroffene Tierarten, sogenannte CEF-Flächen. Bei den Arbeiten entlang der SEL im Landkreis Heilbronn haben wir Mauereidechsen, Feuersalamander und Gelbbauchunken umgesiedelt, die den Trassenbereich und die Trockenmauern besiedelt haben. Zusätzlich wurden Reptilienzäune aufgestellt, damit die umgesetzten Tiere nicht wieder in den Trassenbereich einziehen. Und eine Fläche in Lauffen am Neckar haben wir wegen einer besiedelten Steinkautz-Bruthöhle komplett gesperrt, bis die Brutpflege beendet war“, erklärt Michael Kadler.
terranets bw beschränkt die Eingriffe in die Natur bei Neubauprojekten auf das Notwendigste – nicht nur bei der SEL, sondern auch bei der rund 28 km langen Neckarenztalleitung (NET), die von Wiernsheim bis südlich von Löchgau führt und im Jahr 2022 in Betrieb genommen wurde. Nach zwei Jahren sind dort die Rekultivierungsarbeiten nahezu abgeschlossen und die Verlegung der Trasse ist kaum mehr sichtbar. Das wurde bei einer Exkursion an die NET im Sommer 2024 deutlich. Dort informierte Timo Breitenbücher, Experte für Wegerecht und Umwelt bei terranets bw, über die Maßnahmen zum Bodenschutz und der Rekultivierung der Flächen nach dem Bau der NET.
Weiterführende Informationen und visuelle Einblicke zu den Rekultivierungsarbeiten erfahren Sie außerdem im Video mit Timo Breitenbücher.