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"Hier trage ich aktiv zur Versorgungssicherheit bei"

29.02.2024 / Lesezeit: 4 Minuten

 

Seit Januar 2024 ist Eva Dickfeld Projektleiterin für den Abschnitt Mannheim – Hüffenhardt. Sie ist Bauingenieurin und hat langjährige Erfahrung in verschiedenen Leitungsbauprojekten. Im Interview erzählt sie unter anderem, was die SEL so besonders macht, welche Herausforderungen es beim Bau gibt und warum die Kenntnisse der Menschen vor Ort wichtig sind.

 

Frau Dickfeld, was ist Ihre Aufgabe als Projektleiterin für den Abschnitt Mannheim - Hüffenhardt?

Meine Aufgaben sind sehr vielfältig. Vor allem bin ich dafür verantwortlich, dass der Abschnitt der SEL von Mannheim bis Hüffenhardt fristgerecht fertiggestellt wird – und das unter der Berücksichtigung der hohen Qualitätsanforderungen an den Bau einer Gashochdruckleitung. Das Budget darf ich natürlich auch nicht aus den Augen verlieren.

Bei einem großen Projekt wie der SEL gibt es viele Beteiligte mit einem hohen Abstimmungsbedarf untereinander. Mein Auftrag ist es, alles zu koordinieren, mein Team zu motivieren und das Projekt zu einem gemeinsamen guten Ergebnis zu führen.

Was reizt Sie besonders an der Arbeit für die SEL?

Die SEL ist ein spannendes, großes Bauprojekt, das signifikant für die Energiewende ist. Mir gefällt, dass ich ein Teil davon bin. Ich finde es reizvoll, die unterschiedlichen Bedürfnisse in der Region, die vielen Raumwiderstände und bautechnischen Herausforderungen unter einen Hut zu bringen.

Können Sie einen typischen Arbeitstag beschreiben?

Den einen typischen Arbeitstag gibt es nicht, denn kein Tag ist wie der andere. Es wird nie langweilig: Man hat mit unterschiedlichen Techniken zu tun, aber auch mit ganz verschiedenen Menschen, Bedürfnissen und Interessen.

Als Projektleiterin bin ich viel in Besprechungen. Aber wenn später die bauvorbereitenden Arbeiten und der Bau losgehen, freue ich mich darauf, mit Sicherheitsschuhen und Helm auch draußen unterwegs zu sein und vor Ort nach dem Rechten zu schauen. 

Bei regelmäßigen Trassenbefahrungen und Ortsterminen lernen das Projektteam und ich die tatsächlichen Gegebenheiten und Knackpunkte aus erster Hand kennen – abseits von den Plänen auf Papier.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit im Projektteam?

Die Zusammenarbeit läuft sehr gut und ich wurde freudig aufgenommen! Alle sind offen und arbeiten lösungsorientiert. Das ist mir besonders wichtig. Außerdem bin ich absolute Verfechterin einer positiven Fehlerkultur. Wir sind alle Menschen und ich sehe es als meine Aufgabe als Projektleiterin, mein Team in jeder Situation zu unterstützen.

In welcher Planungsphase befindet sich Ihr Abschnitt zurzeit? Was steht 2024 konkret an?

In diesem Jahr werden wir das Planfeststellungsverfahren vorantreiben. Wir hoffen, den Planfeststellungsbeschluss Ende 2024 zu erhalten. 2024 beginnen wir außerdem mit der Beschaffung der benötigten Materialien wie Rohre, Formstücke und Armaturen und Bauleistungen. Auch vorbereitende Maßnahmen wie archäologische Untersuchungen, CEF-Flächen und Kampfmittelbeseitigung werden wir beauftragen und auch schon ausführen.

Wie wichtig ist der Austausch mit den Menschen vor Ort, den Gemeinden und der Politik?

terranets bw und auch mir persönlich ist es enorm wichtig, die Belange der Menschen zu kennen. Der Austausch ist daher für uns von großer Bedeutung. Denn nach dem Bau der SEL sind wir nicht einfach wieder weg. Wir bauen die SEL, um sie über Jahrzehnte lang zu betreiben. Das heißt, wir haben über einen langen Zeitraum mit den Pächter:innen und Eigentümer:innen und auch mit den Kommunen zu tun.

Deshalb gehen wir frühzeitig und auf Augenhöhe auf die Menschen zu. Wir möchten verstehen, wo der Schuh genau drückt. Ist es der Baum, den der Opa gepflanzt hat oder gibt es Informationslücken, die etwa aufgrund der umfangreichen Planfeststellungsunterlagen entstanden sind?

Wir begrüßen auch den kritischen Diskurs und suchen gemeinsam mit den Menschen vor Ort nach Lösungen. Wir möchten gegenseitiges Verständnis wecken und sind sehr dankbar für lokale Hinweise. Denn die Menschen vor Ort haben die beste örtliche Kenntnis – wie soll es auch anders sein? Jeder Hinweis wird von uns sorgfältig geprüft, auch wenn wir nicht immer auf alles eingehen können. Aber die Abwägung der Interessen ist entscheidend. Und zu erklären, wie wir vorgehen.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Umsetzung der SEL in Ihrem Bauabschnitt?

Im Abschnitt Mannheim – Hüffenhardt gibt es besonders viele Raumwiderstände und dadurch viele geschlossene Querungen. Ein Beispiel dafür ist die Querung der Weinberge in Heidelberg. Das ist schon ein eigenes spannendes Bauprojekt mit einer anspruchsvollen Planung und Durchführung. Wir haben uns hier entschlossen, die Weinberge geschlossen zu queren. Dazu werden wir drei sogenannte Microtunnels auf einer Gesamtlänge von 2,5 Kilometern umsetzen. So müssen wir keinen Graben ausheben, sondern bohren durch den Berg hindurch und minimieren somit den Einfluss auf den Weinanbau und die Umwelt.

Für uns und die SEL ist auch der Fachkräftemangel eine Herausforderung. Zurzeit wird massiv in den Netzausbau investiert und viele Projekte gleichzeitig umgesetzt. Wir merken, dass es bei Planungsbüros, Ausführungsfirmen oder bei der Beschaffung von Materialien zu einer starken Verknappung kommt.

Welchen Beitrag kann die SEL zum Gelingen der Energiewende leisten?

Die SEL ermöglicht den Kohleausstieg, denn sie wird moderne Gaskraftwerke anbinden. Dadurch lassen sich die CO₂-Emissionen drastisch senken. 

Hinzu kommt, dass wir die SEL wasserstofffähig bauen. Damit kann sie auf Wasserstoff umgestellt werden und in Zukunft klimaneutrale Gase transportieren. Sie ist außerdem ein wichtiger Bestandteil des Wasserstoff-Kernnetzes, das derzeit von der Bundesnetzagentur konsultiert wird.

Welche Bedeutung hat die SEL für die Region?

Die SEL trägt zur Versorgungssicherheit von ganz Baden-Württemberg bei. Daher ist die Leitung schon kurzfristig ein sehr wichtiges Projekt für die Region. Und auch für die Zukunft: dann wird die SEL als erste Pipeline mit Anbindung an europäische Transportrouten Wasserstoff nach Baden-Württemberg transportieren. Sie ist also ein wichtiger Baustein, um das Leitungsnetz zukunftsfest aufzustellen.

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